"Ich sehe eine sehr positive Zukunft für das Lindgens-Areal"
Interview mit Hanno Kreuder, federführender Architekt des Lindgens-Areals.
Frage: Wie hat die historische Industriebebauung des Mülheimer Südens die Architektur beeinflusst und was zeichnet das historische, rechtsrheinische Lindgens-Areal besonders aus?
Die historischen Industriebauten entlang der Deutz-Mülheimer-Straße haben das gesamte Gebiet geprägt und wir haben versucht, diese industrielle Baukultur in unsere Planung zu integrieren. Das Lindgens-Areal zeichnet sich durch eine heterogene Vielzahl unterschiedlicher Gebäudegrößen und -typen aus, von welchen die prägnantesten, darunter auch zwei Baudenkmäler, erhalten und einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden. In die verbleibenden Zwischenräume und entlang der noch offenen Ränder fügen sich zahlreiche Neubauten ein, welche durch ihre Ziegelfassaden und durch eine ortstypische, den industriellen Fassaden angelehnte Stringenz das Quartier zu einem unverwechselbaren Ganzen vervollständigen.
Frage: Das Gelände teilt sich in mehrere Baufelder auf, wie unterscheiden sie sich in der Bebauung und wo liegen die jeweiligen Baufelder?
Baufeld 1 bildet den nördlichen Auftakt des Lindgens-Areals und besteht aus einem skulpturalen Wohnhof, der an die beiden nördlichen „Grünkorridore“ angebunden ist. Die Höhenvariation zwischen 3 und 6 Geschossen gewährleistet eine allseits gute Belichtung und binden den Wohnhof maßvoll an die historischen Nachbarn an. Markante Loggien, die in ihrem Farbspiel als Reminiszenz an die 2-farbigen Ziegelfassaden der früheren Industriebauten gelesen werden können, bebildern die sonnenzugewandten Fassaden.
Frage: Und wie sieht es mit dem größten Baufeld aus, wie würden sie die Bebauung dort charakterisieren?
Das größte Baufeld ist das Baufeld 3, es bildet den südlichen Stadtraum prägenden Abschluss des Lindgens-Areals am Auenweg. Es handelt sich um eine kraftvolle Gebäudefigur, die im Kreuzungsbereich zum Auenweg einen großzügig begrünten Stadtplatz bildet, umgeben von kleineren Läden. Zwei hohe Durchgänge verbinden Gebäude und Stadtplatz mit den Baudenkmälern der Lindgens-Historie. Ein kleiner Hof am Rande des Platzes gibt den beiden bedeutendsten Hauseingängen einen eigenständigen Ort. Auch die Dächer der Gebäudefigur sind üppig begrünt, partiell gärtnerisch zu nutzen und beherbergen zudem einen geschützten Kinderspielplatz. Ein Turm mit moderater Höhe markiert selbstbewusst den Eingang ins Quartier und beginnt im Stadtbild einen raumübergreifenden Dialog mit den anderen vier Hochpunkten des Mülheimer Südens entlang des Auenwegs.
Frage: Kommen wir zum letzten Abschnitt, was befindet sich dort?
Das Baufeld 4, ist das letzte Stück dieses Gesamtensembles, es besteht aus einer eigenständigen Gebäudefigur, die den Auftakt des Lindgens-Areals entlang des Rheinboulevards markiert. Sie besteht aus einem kleinen 7-geschossigen Turm und einem langgestreckten niedrigen Vorbau zum Grünkorridor im Süden. Während in den Obergeschossen klassische Büroflächen vorgesehen sind, wendet sich das Erdgeschoss mit einem kleinen Bistro und Ausstellungs- und Kommunikationsflächen mit vorgelagerter Terrasse zum Rheinboulevard der Öffentlichkeit zu. Dachgärten im 2. Obergeschoss und auf dem Turm erhöhen die Lebensqualität im Arbeitsalltag.
Frage: Was ist die größte Herausforderung bei der Planung des Lindgens-Areals?
Die größte Herausforderung besteht darin, das historische Erbe des Areals mit einer zeitgemäßen und zukunftsfähigen Nutzung zu verbinden. Wir wollten die Geschichte und Identität des Ortes bewahren, aber gleichzeitig moderne Architektur und Funktionalität integrieren. Auch die heterogene Struktur des Areals mit seinen unterschiedlichen Gebäudetypen und -größen stellte uns vor eine Herausforderung. Wir haben uns jedoch bemüht, durch eine stringente Gestaltung der Neubauten und eine sorgfältige Auswahl der Materialien das Quartier zu einem harmonischen und unverwechselbaren Ganzen zu machen.
Frage: Wie sehen Sie die Zukunft des Lindgens-Areals, wie wird sich das Areal auf die weitere Entwicklung der Schäl Sick auswirken?
Ich sehe eine sehr positive Zukunft für das Lindgens-Areal. Es ist ein spannender und attraktiver Ort mit einer hohen Lebens- und Arbeitsqualität. Durch die gelungene Mischung aus historischen Gebäuden und moderner Architektur bietet das Areal ein hohes Maß an Identität und Charakter. Ich bin sicher, dass es zu einem Anziehungspunkt für viele Menschen und Unternehmen werden wird und dass es zu einem wichtigen Impulsgeber für die weitere Entwicklung des Mülheimer Südens und der Stadt insgesamt wird.